Update vom 28.10.2024:
Antwort vom MINISTERIUM FÜR BILDUNG Rheinland-Pfalz auf NLD! Anschreiben vom 08.10.2024
„Sehr geehrte Frau Barbaric,
vielen Dank für Ihre Nachricht zu diesem wichtigen Anliegen.Ich antworte für das Ministerium für Bildung bezüglich Ihres Schreibens vom 08.10.2024.
Der Schutz vor sexualisierter Gewalt ist eine zentrale Priorität der Landesregierung. Gerade Schulen müssen Kompetenzorte gegen sexualisierte Gewalt sein und Schutzräume bieten. Schulen brauchen dazu Handlungssicherheit im Umgang mit sexualisierter Gewalt, ein Bewusstsein und eine gelebte Haltung. Hierbei helfen Schutzkonzepte. Ein großer Teil der Schulen in Rheinland-Pfalz arbeitet bereits seit langer Zeit an verschiedenen Bausteinen, die auch wesentliche Teile eines Schutzkonzepts sind. Viele Schulen haben ein Leitbild erarbeitet, fördern die Partizipation aller an Schule beteiligten Personengruppen und arbeiten mit Programmen der Primärprävention. Alle Schulen in Rheinland-Pfalz sind darüber hinaus bereits verpflichtet, ein schuleigenes Krisenteam zum Umgang mit Krisensituationen an Schulen zu bilden. In der Handreichung für den Umgang mit Krisensituationen an Schulen finden Lehrerinnen und Lehrer unter anderem Informationen zum strukturierten Vorgehen in Fällen von verschiedenen Formen von Gewalt wie beispielsweise sexualisierter Gewalt.
Am 08.11.2023 wurde zudem ein Antrag im rheinland-pfälzischen Landtag verabschiedet, wonach alle Schulen in Rheinland-Pfalz spätestens bis zum Schuljahr 2028/2029 ein Schutzkonzept zu erstellen haben.
Es werden zugleich keine systematischen Daten erhoben, inwiefern Schulen über Schutzkonzepte verfügen.
Umfangreiche Unterstützungsangebote für Schulen durch Beratungen und Fortbildungen bieten die 14 beim pädagogischen Landesinstitut angesiedelten schulpsychologischen Beratungszentren an. Ein Angebot, das Schulen in der Schutzkonzeptentwicklung stärkt, ist beispielsweise das Projekt „Trau Dich“ in Kooperation mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Neben interaktiven Theateraufführungen für Schülerinnen und Schüler fördert „Trau Dich“ die Vernetzung der schulischen und außerschulischen Fachkräfte in der Region und umfasst Elterninformationsabende und Lehrkräftefortbildungen. Wir berücksichtigen auch den digitalen Bereich, z.B. im Rahmen von Lehrkräftefortbildungen wie der E-Session „Rechtliches Handwerkzeug für Lehrkräfte im digitalen Raum“ von Law4School oder durch Angebote von „Stark im Netz!“ des Pädagogischen Landesinstituts. Wir arbeiten zudem eng mit der UBSKM zusammen. So hat beispielsweise Frau Claus erneut die Fachtagung Schule und sexualisierte Gewalt am 20. September 2024 unterstützt. Im Kampf gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen hat Rheinland-Pfalz darüber hinaus seine Präventionsarbeit verstärkt im Rahmen des Pakts gegen sexualisierte Gewalt gestärkt.
Weitere Informationen finden Sie unter anderem unter:
https://bildung.rlp.de/schulpsychologie
https://bildung.rlp.de/schulen/
Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit und danken Ihnen für Ihr Engagement.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Dennis Jung“
Update vom 12.11.2024:
NLD! Update Initiative "Schule gegen sexuelle Gewalt"– fehlende Schutzkonzepte und Lehrkräfte-Fortbildungen an deutschen Schulen
Sehr verehrte Damen und Herren,
liebe Abgeordnete des baden-württembergischen Landtags,
am 08.10.2024 haben wir bundesweit alle Kultusministerien angeschrieben, selbstverständlich auch das Kultusministerium Baden-Württemberg. Ob wir Antworten auf unsere vielen Fragen erhalten, haben: Nein, keinerlei Reaktion!
Dadurch, dass wir mittlerweile alles konsequent veröffentlichen, nehmen sich auch andere Menschen unseren wichtigen Anliegen an.
Es ist schon erstaunlich, denn diese Menschen wenden sich mit unserem Anschreiben an das Kultusministerium Baden-Württemberg und im Gegensatz zu unserer Organisation, bekommen sie auch Antworten, die ich Ihnen in Teilen nicht vorenthalten möchte. Auf keine unserer Fragen wird jedoch eingegangen. Man muss sich schon sehr wundern.
Das Land hat frühzeitig wirksame Strukturen in der schulischen Prävention aufgebaut und diese in der 2014 in Kraft getretenen Verwaltungsvorschrift
„Prävention und Gesundheitsförderung“ verbindlich gefasst. Diese legt im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung die Rahmenbedingungen fest, beschreibt die Art und Weise der Umsetzung von Prävention und Gesundheitsförderung und bestimmt u. a. die Präventionsbeauftragten als Unterstützungsgruppe bei der zielgerichteten und nachhaltigen Umsetzung der Präventionskonzepte an den Schulen für den gesamten Präventionsbereich. Damit wird der Handlungsrahmen vorgegeben, den die Präventionsbeauftragten zur Umsetzung von Schutzkonzepten benötigen.
Also welche „frühzeitig wirksamen Strukturen“ wurden denn konkret seit 2014 aufgebaut?
Welcher Handlungsrahmen ist hier konkret gemeint/vorgegeben? Wie viele Präventionsbeauftragte stehen für die Umsetzung in Baden-Württemberg zur Verfügung? Welche Qualifikationen haben sie?
Alle Länder haben sich auf den Weg gemacht, Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt an Schulen umzusetzen.
Welche Maßnahmen hat Baden-Württemberg konkret seit 2018 auf den Weg gebracht?
Wo sind die Schutzkonzepte? Wie viele Schulen im Land haben ein individuelles Gewaltschutzkonzept, wie vom UBSKM vorgesehen?
Auch mit dem „Masterplan Kinderschutz“, der im Juli 2023 verabschiedet wurde, investiert Baden-Württemberg in den Kinderschutz. Über den Masterplan Kinderschutz werden mehrere Projektträger gefördert, die in ihren Maßnahmen den Fokus auf die Prävention von sexualisierter Gewalt an Schulen legen.
Welche Projektträger sind das konkret?
Im Rahmen dieser Förderung werden unter anderem gemeinsam mit der LKSF die Erarbeitung und Fortschreibung eines Konzepts zur Durchführung von Prävention sexualisierter Gewalt, Präventionsveranstaltungen mit Eltern bzw. Elternabende, Fortbildungen von Lehrkräften, Präventionsworkshops mit Kindern und Jugendlichen, Fachvorträge und Fachtage für Fachkräfte sowie die Durchführung von Bausteinen der Schutzkonzeptentwicklung unterstützt.
Findet nachweislich aktuell flächendeckend nicht statt!
Das berichten uns Lehrkräfte aus dem gesamten Bundesland – die auch darauf aufmerksam machen, dass sie aufgrund des exorbitanten Lehrkräftenotstands keine Ressourcen und Kapazitäten übrighaben, über den normalen Regelunterricht hinaus überhaupt irgendwas anzubieten. Das wiederum bedeutet auch, dass Fortbildungen nicht in Anspruch genommen werden. Überlastung durch Lehrkräftenotstand in Baden-Württemberg, kann dem Kinderschutz wohl kaum zuträglich sein. Diejenigen die auf Lehramt studieren berichten zudem folgendes:
„Also mein Wunsch wäre, dass z. B. Fortbildungen zum Thema sexualisierte Gewalt: in Institutionen/ außerhalb derer, wie erkennen? Wie gehen Täter vor? Wie kann man als Schule/Lehrkraft präventiv tätig sein… verpflichtend wären für Lehrkräfte (für alle die mit Kindern arbeiten).
Ich studiere selbst Grundschullehramt und war letztes Semester in der Praxis. Dieses Thema wurde nicht mit uns besprochen.“
Großartig! Das heißt, dieses wichtige Thema findet auch im Studium nicht statt.
Man könnte dem Grunde nach drüber lachen, wenn´s nicht so traurig wäre. Anstatt sich also, von seitens des baden-württembergischen Kultusministeriums, ehrlich mit unseren kritischen Fragen zu befassen. Kann man so machen, kann man aber auch besser machen. Und so ergibt sich bedauerlicherweise immer wieder der Eindruck, dass diejenigen, die irgendwann im Ministerium arbeiten, viel zu weit weg von der Basis sind. Anders kann man sich diesen Unfug nicht erklären.
Aktuell sind wir noch in einer erneuten Projektumsetzung mit RTL zum Thema „Gewalt in deutschen Kitas“. Danach werden wir eine anonymisierte Umfrage „Prävention sexualisierte Gewalt“ für Lehrkräfte und Schulsozialarbeitende aus Baden-Württemberg entwickeln, die wir Anfang 2025 auf unsere Hompage veröffentlichen werden. Um die Situation ehrlich zu bewerten, braucht es Meinungen von Menschen, die an der Basis arbeiten. Sie dürfen sich darüber gewiss sein, dass wir mit dem Ergebnis aus dieser Umfrage erneut auf Sie zukommen werden.
In diesem Sinne: Schöner Abend & freundliche Grüße von unterwegs, Josefine Barbaric