You are currently viewing *TW* Bericht einer Betroffenen, 14 Jahre

*TW* Bericht einer Betroffenen, 14 Jahre

Ich bin… und 14 Jahre alt.

Seit ich klein bin erlebe ich Gewalt zuhause, sowohl psychische als auch physische. Für mich war es immer normal geschlagen, beleidigt und angeschrien zu werden. Ich kann mich nicht mehr richtig an meine Kindheit erinnern und das, obwohl ich erst 14 bin, aber es gibt genügend Situationen, an die ich mich leider sehr gut erinnern kann. Bei jeder „schlechten“ Note z.B. sind meine Eltern sehr wütend geworden und wenn sie gut drauf waren, haben sie mir „nur“ eine Ohrfeige verpasst. Als sie allerdings schlecht gelaunt waren, sah das ganz anders aus. Oft haben sie mich an den Haaren gezogen und durchs ganze Haus geschleppt (am Ende hatte ich oft blaue Flecken). Dazu haben sie mich bis zu den 13 Jahren auch noch so behandelt wie ein 3 jähriges Mädchen (ich durfte nichts machen). Es ist heute zwar immer noch so, aber das ging wirklich soweit, dass ich von meinem Vater geduscht wurde, gegen meinen Willen! Natürlich hat er mich dann überall angefasst… und das darf nicht sein!! In solchen Momenten hatte ich sehr große Angst, aber diese Angst durfte ich auf gar keinen Fall zeigen, weil das ein Zeichen von Schwäche für meine Eltern war. Darüber wollte und konnte ich mit keinem reden, da solche Themen wirklich nie so wirklich angesprochen werden, vor allem nicht in der Grundschule. Deshalb musste ich das alles immer alleine verarbeiten und ich musste lernen irgendwie damit umzugehen. Als ich dann mit 10 Jahren auf die Weiterführende Schule kam habe ich sehr viele neue Leute kennengelernt, die mir immer das Gefühl geben, dass ich wichtig bin und die immer für mich da sind. Und das ist sehr wichtig! Man muss Personen finden, mit denen man IRGENDWANN darüber reden kann. Denn irgendwann wird der Moment kommen, an dem man es nicht mehr alleine schafft! Es fällt einem wirklich sehr schwer darüber zu reden, vor allem wenn auch noch diese Angst da ist, dass dir keiner glauben wird… Ich meine, was hätte ich sagen sollen? „Hallo… ich werde zuhause geschlagen, angefasst, psychisch zerstört und mir geht es echt schlecht!“ Nein! Das geht nicht. Letztes Jahr in Juni wurde mir alles viel zu viel und bin deshalb zu einer Lehrerin gegangen. Genau habe ich ihr nichts gesagt, sie sollte nur wissen das ich mich nicht mit meinen Eltern verstehe und dass es oft Probleme zuhause gibt, und das fand ich genug. Nachdem hatte sich eigentlich nichts geändert, aber ich wusste das mir jemand schonmal zuhört und deshalb bin ich 1 Monat später mit ihr zum Jugendamt gegangen, weil es mit meinen Eltern nicht besser wurde. Ich weiß bis heute nicht, ob das wirklich so eine gute Entscheidung war oder eher genau das Gegenteil. Meiner Meinung nach lassen sich die Leute, die beim Jugendamt arbeiten, sehr schnell manipulieren (können nicht immer damit umgehen), weil übergriffige Menschen den Fehler nicht bei sich selbst suchen und alles versuchen, damit du dich schuldig fühlst. Z.B. wollen meine Eltern einen guten Eindruck beim Jugendamt hinterlassen und mich so schlecht wie möglich dastehen lassen. Und die meisten vom Jugendamt glauben das auch noch und so helfen sie nicht. Unter anderem wurde bei mir vom Jugendamt eine Familienhilfe beantragt, die mein Vertrauen verletzt hat. Von Anfang an habe ich ihr schon nicht vertraut und somit konnte sie meinen Eltern nicht allzu viel sagen. Und das finde ich einfach nur furchtbar! Dank solchen Personen vertraue ich so gut wie keinem mehr, der mir helfen könnte. Diese Familienhilfe ist auch nicht die erste, ich war bei 4 verschieden Psychologen und bevor ich wirklich sagen konnte, was mich bedrückt, wussten meine Eltern schon alles von den vorherigen Gesprächen! Genau solche Leute sollten an so Stellen nicht arbeiten. Sie wollen das Kinder offen mit ihnen reden, machen leere Versprechungen und machen somit nicht immer alles besser.

Ich finde Kinder sollten früh genug aufgeklärt werden, was Sexualität und Gewalt angeht. Solche Themen sollten nicht verschwiegen werden. Von Jugendämtern wurden ca. 59 900 Kindeswohlgefährdungen durch Vernachlässigung, psychische körperliche oder sexuelle Gewalt festgestellt. Das ist viel zu viel, eigentlich sollte es gar keinem Kind passieren! Wenn wir etwas ändern wollen, müssen solche Themen klar und deutlich angesprochen werden, egal wie und wann! Jedes Kind soll von Anfang an lernen, dass es Rechte hat. Wenn einem Kind zuhause etwas anderes erklärt wird, sollte es die Chance haben, es in dem Kindergarten, Schule etc. richtig lernen zu können und dafür brauchen wir dort auch gut geschulte Mitarbeiter. Ich z.B. wurde nie aufgeklärt, was sowas angeht, nicht über Gewalt und nicht über Sexualität. Die Sachen, die ich jetzt weiß, musste ich selber lernen, denn solche Themen werden bei uns zuhause auf gar keinen Fall angesprochen. Außer man will ausgelacht und blöd angeredet werden. Das einzige, was mir beigebracht wurde ist, dass ich IMMER auf meine Eltern hören soll, weil sie IMMER Recht haben, dass ich bis ich 18 bin ALLES machen soll, was sie wollen und kann auch nichts dagegen machen, ich bin nie gut genug, ich nerve… Und das belastet einen sehr, deshalb möchte ich unbedingt etwas dagegen tun!